Von Köln bis nicht ganz nach Rotterdam - ADFC Stormarn

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Stormarn e. V.

Mühle am Rijskweg

Mühle am Rijskweg © ADFC Stormarn

Von Köln bis nicht ganz nach Rotterdam

Über das Radfahren in Holland, die Benutzung der Bundesbahn und das Wetter.

Start der Tour sollte eigentlich Brüssel sein. Da man aber von Deutschland aus keine Fahrkarte für ein Fahrrad ins Ausland buchen kann (kein Scherz), wurde die Route geändert, wir starten in Köln.

Das erste Abenteuer ist die Zugfahrt von Hamburg Hbf nach Köln. Nur wer sehr rechtzeitig einen Platz für sein Fahrrad reserviert, hat überhaupt eine Chance, mit dem ICE zu fahren. Immerhin 6 Fahrradplätze für einen Zug mit ca. 380 Sitzplätzen sind eingerichtet. Nachdem drei hohe Stufen überwunden sind, fädelt man sich in den Gang ein und hängt dann sein Fahrrad unter die Decke. Wir – unterwegs mit einem E-Bike und einem traditionellen Fahrrad – haben das zu zweit irgendwie hinbekommen. Allein die 27 Kilo hochzuheben und aufzuhängen wäre wohl gnadenlos gescheitert.

Kölner Dom
Kölner Dom © ADFC Stormarn

Bei herrlichem Wetter am Wochenendeist in Köln in Bahnhofsnähe gefühlt die ganze Welt unterwegs. Also die ersten Kilometer schieben, an Aufsteigen ist nicht zu denken. Die anschließende Sightseeing-Tour mit dem Rad fordert ein hohes Maß an Flexibilität, Phantasie und lehrt Geduld und Toleranz. Wer bislang über schlechte Radwege oder ignorante Fußgänger in Hamburg gemeckert hat, wird sehr schnell kleinlaut angesichts der örtlichen Verhältnisse. Aber: Köln ist unbedingt eine Reise wert!

Am frühen Sonntagmorgen verlassen wir die Stadt Richtung Eschweiler. Etwas außerhalb der Innenstadt wartet der Stadtwald und entschädigt uns für die Strecken am Vortag. Obwohl stark frequentiert, macht es einfach nur Spaß auf gut ausgebauten Wegen im Schatten des frischen Grüns zu radeln. Die anschließenden Fernradwege sind überwiegend an Bahngleisen gebaut. Das ist ein bisschen eintönig, bietet aber schnelles und komfortables Vorwärtskommen. Als Nordlicht hat man allerdings ein bisschen Mühe mit dem Auf und Ab mit vollem Gepäck; so sind knapp 70 km bis Eschweiler dann auch genug.

Die Hügel bleiben uns am nächsten Tag zunächst erhalten. Da wir aber wieder möglichst Fernradwege benutzen, ist die Orientierung leicht und die Wege sind in der Regel in gutem Zustand. Highlight ist die Abfahrt nach Aachen auf dem Vennbahnweg. Wir nutzen ihn nur für ca. 15 km, können uns aber sehr gut vorstellen, ihn irgendwann einmal die ganzen 125 km Länge zu fahren. Und Aachen bietet dann Radvorrangrouten durch die ganze Stadt. Natürlich etwas eingeschränkt durch die vorhandene Bebauung, aber gut durchdacht und ausgeführt und immer super beschildert. Natürlich schauen wir uns die Kaiserpfalz an, bevor wir uns aus dem Talkessel wieder hocharbeiten. Der Schneebergweg geht hinter der Grenze in den Lemiers-Rijskweg über, Fernradweg reiht sich dann an Fernradweg, bis wir Maastricht erreichen.

Eine sehr sehenswerte Altstadt wartet auf uns. Bei der Abfahrt haben wir dann noch einen kurzen Blick auf die Fahrradinfrastruktur am Bahnhof – ein bisschen anders als in Hamburg.

Überflutungsflächen an der Maas
Überflutungsflächen an der Maas © ADFC Stormarn

Nun sind wir auf unserer eigentlichen Tour, dem LF Maasradweg, angekommen. Ausgestattet mit der LF Karte und einer auf komoot geplanten Route, folgen wir dann aber doch der Beschilderung. Vielleicht wäre der Weg auf der westlichen Seite, also in Belgien, doch schöner gewesen, denn die Maas sehen wir eher selten. Der Weg ist aber dennoch interessant, denn die Niederländer haben einen kilometerbreiten Uferstreifen als Überflutungsfläche vorgesehen. Flora und Fauna sind absolut sehenswert. Leider müssen wir feststellen, dass es gar nicht so leicht ist, eine Unterkunft zu finden. Offenbar hat das schon fast sommerliche Wetter deutlich mehr Menschen auf eine Reise gelockt als sonst. So bleibt nur eine Nobelherberge (mindestens die Preise waren von der Qualität) in Urmond nach knapp 80 km.

Fähre über die Maas
Fähre über die Maas © ADFC Stormarn

Zurück auf der Route erwartet uns früh am Morgen die erste Fähre. Die Fahrpreise sind mit € 1,25 pro Person incl. Rad sehr moderat. Warten muss man kaum, die Fähren pendeln ständig.

Siedlung an Siedlung reiht sich wie auf einer Perlenschnur bis Ohé en Laak. Manche Dorfkirche gibt es zu sehen, oft laden kleine Marktplätze mit Restauration zu einer Pause ein.Dann wird die Bebauung lichter und man kann mal wieder Strecken mit „nur Landschaft“ genießen. Außerdem wird der Weg jetzt häufig direkt am Wasser entlanggeführt. BeiMaasbracht ist relativ viel Industrie angesiedelt, hier sind auch noch große Anlagen zum Abbau von Kies zu sehen. Zeit nehmen sollte man sich für den historischen Stadtkern in Roermond. Liebevoll und aufwändig sanierte bzw. restaurierte Gebäude sind ein echter Hingucker und sollten gewürdigt werden. Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus locken danach zahlreiche gastronomische Angebote. Die nächste Fähre nehmen wir, um Kessel zu erreichen. Die dortige Burgruine wurde saniert und um einen sehr umstrittenen gläsernen Aufbau erweitert. Unbedingt ansehen und eine eigene Meinung bilden! In Baarlo in einer ebenfalls ausgebauten Burg endet der Tag nach noch einmal 80 km.

Venlo Zentrum
Venlo Zentrum © ADFC Stormarn

Wieder beginnt der Tag mit der Querung der Maas. Die nächste größere Stadt ist Venlo. Wir sparen uns die Stadtfahrt und bleiben am Fluss, fahren also den kürzesten Weg. Auch das ist durchaus spannend. Z.B. liegen Haus- und Motorboote direkt vor einem 5-geschossigen Wohngebäude.

Ab Velden führt der Weg dann wieder ins Hinterland und durch mehrere Naturschutzgebiete. Wer noch nie in den Niederlanden unterwegs war: neben jedem Feld- und Waldweg auf einer gekennzeichneten Route ist ein separater Fahrradweg angelegt, entweder asphaltiert, betoniert oder in sehr guter Qualität als wassergebundene Decke. Man kann also bei bzw. nach jedem Wetter auf ebener Fläche sehr entspannt fahren, ohne rutschigen Sand, ohne Matsch und ohne Löcher oder Wurzelaufbrüche.

Das Wasserschloss bei Arcen ist schon von außen spektakulär. Leider dürfen Fahrräder nicht mitgenommen werden und die reichlich vorhandenen Fahrradparkplätze sind nicht bewacht. Da wir auch keine ausreichende Gepäcksicherung mitgenommen haben, verzichten wir schweren Herzens auf den Besuch.

Von hier aus hat man zwei Möglichkeiten: Entweder weiter auf dem Maasradweg auf der Westseite oder auf dem Rijksweg auf der östlichen Uferseite. Wir haben Zeit und entscheiden uns für den Maasradweg. Wieder durchfahren wir viele kleine Orte mit viel Charme und unverschämt leckerer Appeltaart bis zum Wassersportgebiet Leukerheide. Wir bleiben auf der Westseite und streichen den eigentlich vorgesehenen Besuch im Naturpark Maasduinen, denn es wird zunehmend schwül und das angesagte Gewitter mit Starkregen wird immer realistischer. Immerhin haben wir schon eine Unterkunft gefunden, die nicht mehr sehr weit entfernt ist. Vor Gennep führt uns dann die Beschilderung in der Nähe eines riesigen Kohlekraftwerkes im Kreis - gut, dass wir noch andere Orientierungsmöglichkeiten haben. Ohnehin hat sich die Kombination aus analoger Karte, digitaler App und Beschilderung vor Ort schon häufig bewährt.

kurze Regenpause unter einer Autobahnbrücke
kurze Regenpause unter einer Autobahnbrücke © ADFC Stormarn

Und dann erwischt uns tatsächlich das angesagte Wetter. Äußerlich gebadet, aber dank sehr guter Regenkleidung innen trocken erreichen wir unsere Unterkunft in Ottersum, wo wir mit einem exzellenten 3-gängigen Abendessen verwöhnt werden.

Nach ausgiebiger Befragung aller vorhandenen Wetter-Apps entscheiden wir uns, am nächsten Tag die Heimreise anzutreten. 3 Tage Starkregen und Gewitter bei durchschnittlich 80 km Strecke sind nicht wirklich verlockend. Die geplante Rückfahrt von Rotterdam am Pfingstsonntag verspricht ebenfalls kein allzu großes Vergnügen. So begeben wir uns gegen 10.45 Uhr in die Obhut zweier ausgesprochen freundlicher und kompetenter Mitarbeiterinnen der Information am Bahnhof in Venlo, die uns mit viel Mühe einen Weg per Regionalzug nach Hause finden – mit nur viermal Umsteigen.

Um 21.30 Uhr schließe ich dann meine Haustür auf.

Fazit: Die Niederlande sind immer eine Radreise wert. Und für das Wetter kann ja keiner!

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