Berlin ist eine Reise wert...
Zu sechst sind wir los, von Bargteheide nach Berlin zurück.
Die Wetteraussichten waren sehr gut. 14 Tage Sonnenschein, vielleicht einmal ein Gewitter. 25-30° waren angesagt. Hoffentlich geht es viel durch Wald oder schattenspendenen Alleen. Jeweils sechs Etappen zwischen 65 und 85 km. Beste Voraussetzung für einen entspannten und aktiven Urlaub mit dem Fahrrad.
Gestartet sind wir früh am Morgen des 31. Mai 2023 in Bargteheide, Bettina, Christine, Roswitha und ich (Ulrich), Richtung Elbe. Ingrid und Christian kamen in Kuddewörde dazu. Beim Bäcker dort gab's ein zweites Frühstück. In der Lauenburger Altstadt machten wir Stopp an einer Eisdiele. Anschließend fuhren wir über die Elbe zum ersten Etappenziel nach ca. 65 km, dem Golfhotel Schloss Lüdersburg. Eine echt feudale Unterkunft.
Die zweite Etappe (67 km) führte nach Dömitz. Vorher ging es in Neu Darchau wieder auf die rechte Seite der Elbe. Stopp im Privelacker Paradiesgarten, ein verwunschener Hofgasthof etwas abseits der Elbe, eigene Produktion der Speisen und natürlich Bio.
Bei strahlendem Sonnenschein ging es in der dritten Etappe (70 km) nach Wittenberge. Mal vor dem Deich, mal dahinter, mal oben auf.
Tag 4: Ein letztes Stück an der Elbe, dann ging es weiter entlang der Havel nach Rathnow. Mittagsstopp in Havelberg im Restaurantschiff "RS Hoffnung".
Dir Trockenheit fordert ihr erstes Tribut. Die erste "Ölung" wurde notwendig. Der Wegestaub hat das Kettenfett total abgetragen.
Kaffee und Kuchen im Restaurantschiff "Klapperstorch" in Schollene an der Havel.
Nach knapp 90 km Tagesetappe bei knapp 30° und langen Strecken in der prellen Sonne ist abends das erste Bier bereits auf dem Weg zum Magen in der Speiseröhre versickert.
Die letzte Etappe vor Berlin ging nach Ketzin (71 km). Das Restaurant im Gusthof Haveland hatte geschlossen. Welch ein Pech! Die einen sind noch einmal 6 km zum nächsten Ort gefahren und auch wieder zurück. Mir (ohne E-Bike, also ausschließlich Muskelkraft) war das zu viel. Zusammen mit Bettina haben wir eine "Riegel-Party" veranstaltet.
Zweieinhalb Tage in Berlin. Viel zu kurz um die Stadt kennen zu lernen. Ronny ein "Einheimischer" ist zu uns gestoßen und hat viele Dinge erzählt, die man sonst nicht so erfährt. Den ersten Tag haben wir auf den Hopp-On-Hopp-Off-Sightseeing-Bus verbracht, den zweiten im Technik- und im Spionage-Museum.
Im preiswerten Hotel übernachteten viele international Schülergruppen, die Klassenfahrten nach Berlin gemacht haben. Entsprechend hoch her und laut ging es in der Nacht zu. Wer wegen der Hitze das Fenster aufmachen wollte, musste Ohrenstöpsel benutzen.
Viele RadfahrerInnen gabe es in Berlin und viele Radwege. Wir mussten nur ganz selten mit dem Autoverkehr auf der Straße mitfahren. Die meisten Radfahrenden waren mit gehörigem Tempo unterwegs, rote Ampeln für Radfahrer hätte man sich sparen können. Da war Obacht angesagt.
Christine und Roswitha haben uns in Berlin verlassen. Sie sind mit dem Zug nach Hause gefahren. Gisela und Wolfgang wollten mit Zug nach Berlin kommen und mit uns gemeinsam zurück fahren. Jedoch großes Malheur. Wolfgang hat sich beim Einladen seines Fahrrads in den Zug so stark verletzt, dass er nicht mehr radfahren konnte. Den Heimweg haben wir zu viert angetreten.
Das Ziel der erste Etappe (85 km) auf dem Rückweg war (Etappe Nr. 7) war Neuruppin. Entlang des Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal und dem Tegeler See ging es hinaus aus Berlin. Ein wirklich schönes Stück Erde. In Wall machten wir zur rechten Zeit Kaffeepause. Wir hatten uns gerade mit Kaffee und Kuchen versorgt, als ein heftiges Gewitter nieder ging. Der einzige Regen übrigens währen der gesamten zwei Wochen.
Die Streckenqualität hat sich total geändert. Nun ging es vorwiegend über Landstraßen zum großen Teil ohne Radwege, Platten- und Sandwege.
Etappe 8 (75 km) zur Schönhager Mühle in Pritzwalk, idyllisches Bio-Hotel an der Dömnitz.
Unterwegs ein großes Malheur. Bettina ist auf einem einsamen Sandweg mitten im Wald in der Kurve gestürzt und hat sich an der Schulter verletzt. Die Schmerzen waren so groß, dass Radfahren nicht mehr in Frage kam. Auch in Brandenburg gibt es Rettungspunkte (Hilfe im Wald). Der nächste war knapp achthundert Meter entfernt. Also Gepäck umladen und dorthin die Räder schieben.
Wir mussten nicht den ganzen Weg schieben. Vorher kamen wir an einem Haus vorbei. Nun konnten wir mit der Hausnummer und der Straße eine konkrete Angabe unseres Standorts für den Rettungswagen machen. Der kam auch bereits nach einer knappen Viertelstunde und versorgte die Verletzte. Dann ging es richtig los zuerst kam ein Polizeiwagen mit Blaulicht angebraust. Die Polizisten sollten die Unfallstelle absperren. Das war mitten im Wald natürlich nicht notwendig. Also wurden die Personalien aller Anwesenden und das genau Unfallgeschehen aufgenommen, das Rad fotografiert und eine Personenüberprüfung durchgeführt. Dann kam noch ein zweiter Polizeiwagen, ebenfalls mit Blaulicht. Zu guter Letzt kam auch noch der Rettungshubschrauber. Der brachte den Notarzt. Irgendwie waren wir DIE Attraktion für die Behörden und das Dorf.
Jetzt waren's nur noch drei. Am nächsten Tag fuhren wir nur noch Neustadt-Glewe (65 km). Mittagspause im Pirow im im Biergarten von Pinocchio. Der Wirt spritzte gerade den Schmutzt von der Terrasse. Ingrid und Christian nutzen die Gelegenheit und baten den Wirt, ihre Räder ebenfalls zu duschen. Hat wenig genutzt. Am nächsten Tag waren sie wieder staubig. Mein Rad war in einem "dynamischen Gleichgewicht". Es wurde genauso viel Staub aufgesammelt, wie wieder herunter gefallen ist :-)
Nach Schwerin war es nur eine kurze Etappe (41 km). Wir wollten noch ein wenig die Stadt anschauen. Mit einem Kleinbus gab es eine Rundfahrt durch die Altstadt. Das Schloss, nun Sitz des MV-Landtags, war natürlich die Attraktion.
Die nächste Etappe führte uns nach Mölln (70 km). Zurück in in Schleswig Holstein. Pause war in Zarrentin am Schaalsee. Am letzten Tag musste ich das letzte Stück nach Bargteheide allein zurück legen. Ingrid und Christian sind Richtung Hamburg gefahren.
Fazit
Eine schöne Tour mit vielen spannenden Erlebnissen und interessanten Stationen. Die Unterschiede zwischen den Landstrichen, zwischen West und Ost, Großstadt und Dorf konnten "am eigenen Leib" erfahren werden. Die ersten Etappen gingen entlang des "Eisernen Vorhangs". An vielen Stellen trafen wir noch auf die Hinterlassenschaft der "Ostzone". Für jemanden wie mich, der im Westen (NRW) geboren wurde und immer dort gelebt hat eine faszinierende Erfahrung.
Zwei Wochen Radtour waren etwas lang. Zum Schluss waren doch ganz schön geschafft. Als wir wieder zurück war hatten wir knapp 800 km "auf der Uhr". Viel Futter für das Stadtradeln, das zufällig im gleichen Zeitraum statt fand.
Die Planung solcher Touren wird "nach Corona" immer schwieriger. Hotels und Gasthöfe schließen oder verkürzen die Öffnungszeiten. Man muss schon Glück haben, wenn man eine Unterkunft oder Pausenstation in der Nähe des geplanten Weges findet. Häufig sind größere Umwege notwendig.